Als Hundehalter:in lohnt es sich nicht nur, sich Gedanken darum zu machen, wie man das Leben mit dem eigenen Hund gestalten möchte. Denn spätestens beim Gassi gehen treffen wir auf andere Menschen und Tiere. Hier 10 Tipps für ein entspanntes, rücksichtsvolles Miteinander.
1. Keine Hundebegegnungen an der Leine
Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die ihren Hunden gern den Kontakt zu möglichst vielen anderen Hunden ermöglichen möchten. Dagegen ist grundsätzlich auch überhaupt nichts einzuwenden. Es sprechen jedoch gleich mehrere Gründe gegen den direkten Kontakt zwischen Hunden, wenn mindestens einer von ihnen an der kurzen Leine geführt wird:
Die Verständigung zwischen den Hunden wird durch die Leine stark behindert. Hunde kommunizieren nämlich in erster Linie körpersprachlich, weswegen die wenigsten Hundebegegnungen ohne Leine statisch in einem kleinen Radius verlaufen. In der Regel benötigen die Hunde Platz um sich zu bewegen. Besonders unsichere Hunde möchten vielleicht ausweichen indem sie flüchten, oder ein Spiel vortäuschen. Das ist an der kurzen Leine nicht möglich. Nicht nur ist der zur Verfügung stehende Platz sehr gering, auch stehen Menschen im Weg und die Leinen behindern die Hunde. Hierdurch entstehen Missverständnisse und Konflikte zwischen den Hunden. Auch die Entwicklung von „Leinenpöbeleien“ wird gefördert, weil unsicheren Hunden statt Flucht und „Fiddeln“ nur noch aggressives Verhalten bleibt, um den für sie unangenehmen Kontakt zu verhindern und Hunde, die gern spielen würden, durch den beschränkten Bewegungsradius frustriert werden.
Oft sind Hunde an der Leine, die zum Beispiel ängstlich oder krank sind. Vielleicht mögen sie keine fremden Hunde, oder sind im Freilauf nicht abrufbar. Auch, wenn dein Hund lieb ist und sich über den Kontakt freuen würde: Schütze bitte den fremden Hund, indem du keinen Kontakt zulässt. Zusätzlich kann es sein, dass andere Halter:innen schlicht und ergreifend keine Zeit oder keine Lust haben, ihrem Hund den Kontakt zu erlauben. Das kennst du bestimmt auch. Sich dafür rechtfertigen zu müssen, den Kontakt abzulehnen macht vielen Halter:innen regelmäßig Spaziergänge schwer. Daher sollten wir es einfach akzeptieren und uns auf den nächsten gelingenden Hundekontakt freuen.
Einen Sonderfall gibt es: Ist einer der beteiligten Hunde an der Schleppleine, können Hundebegegnungen gelingen. Hier benötigt es allerdings ein sehr gutes Leinenmanagement, damit die Leine keinen der Hunde behindert, oder in seinem Verhalten beeinflusst. Da dies leichter gesagt als getan ist, sollten Halter:innen sich das vorher unbedingt von einem Trainer oder einer Trainerin zeigen lassen. Sind zwei oder mehr Hunde an der Schleppleine, sollte wiederum auf Kontakt verzichtet werden, um kein Verheddern und eventuell Verletzungen zu riskieren.
2. Nimm Rücksicht
Als Hundehalter:innen liegt es in unserer Verantwortung, dass sich Menschen und Tiere durch uns und unseren Hund weder bedroht noch belästigt fühlen. Das bedeutet, dass wir unsere Hunde immer wenn wir jemandem begegnen rechtzeitig eng bei uns behalten und dafür sorgen sollten, dass er dort bleibt, bis die Begegnung vorüber ist. Ob der Hund hierbei angeleint werden sollte, ist vom jeweiligen Hund und seiner Zuverlässigkeit abhängig. Besonders in Situationen, in denen ein gewisses Restrisiko besteht (z.B. in Begegnungen mit anderen Hunden, Fahrradfahrern oder Pferden) sollte in jedem Fall angeleint werden.
Viele Halter:innen beachten diese Regel nicht, weil sie kleine und/oder sehr nette und ruhige Hunde haben. Aber denk immer daran: Vielleicht hat der Mensch der ihnen entgegen kommt furchtbare Angst vor Hunden. Seien wir doch so nett und vermitteln unserem Gegenüberr so gut es geht ein gutes und sicheres Gefühl.
3. Beseitige die Hinterlassenschaften deines Hundes
Eine Selbstverständlichkeit? Leider nein. Zu oft sieht man noch Hundehaufen auf Straßen und Wegen. Aber auch am Wegesrand im Wald sind Hundehaufen ärgerlich. Eltern von kleinen Kindern können ein Lied davon singen, wenn sie die Schuhe ihrer Sprösslinge mal wieder von den Hinterlassenschaften unserer Verbeiner befreien müssen.
Als letztes Argument für das Liegenlassen von Hundekot könnte man die Umweltschädlichkeit von Kotbeuteln aus Plastik vorbringen. Aber zum Einen gibt es hier mittlerweile auch (noch nicht ausreichend gute, weil zu langsam) abbaubare Beuteln und zum Anderen haben Forscher:innen der TU Berlin herausgefunden, dass die Überdüngung durch Hundekot umweltschädlicher ist als die Nutzung von Kotbeuteln.
Also, auch wenn es lästig ist und es definitiv überall zu wenig Mülleimer gibt: Entsorge den Kot deines Hundes bitte so oft es dir möglich ist!
4. Lasse deinen Hund nicht jagen oder hetzen
Egal ob dein Hund groß oder klein ist, ob er das Objekt seiner Begierde töten, beißen, hüten, oder einfach „nur“ bellend daneben her laufen möchte. Ob er eine Chance hat den Radfahrer oder Jogger, das Reh, den Vogel oder Hasen zu bekommen oder nicht: Lass deinen Hund nicht hetzen oder jagen.
Auch, wenn dein Hund anschließend so glücklich und erschöpft zu sein scheint: Du kannst dich darauf verlassen, dass die „Beute“ einen Heidenschreck bekommen hat. Und das ist noch der beste Fall. Im ungünstigeren Fall kommt es zu Unfällen, Wild wird von seinem Nachwuchs getrennt und Menschen haben langfristig Angst vor Hunden. Da gibt es doch sicher bessere Wege deinen Hund auszulasten, nicht wahr?
5. Nobody is perfect
Du triffst ein anderes Mensch-Hund-Team und der Hund verhält sich offensichtlich nicht so, wie sich der:die Halter:in das wünschen würde? Du kennst solche Situationen bestimmt selbst von dir und deinem Hund. Manchmal läuft es einfach nicht und was am wenigsten hilft sind gut gemeinte, aber ungebetene Ratschläge von der anderen Straßenseite.
Oder schlimmer noch: Abfällige Kommentare à la „Such dir gefälligst mal nen Trainer“. Selbst wenn du das Team regelmäßig siehst: Woher weißt du, was die Menschen schon alles probiert haben? Oder dass sie nicht bereits intensiv mit einem Trainer/einer Trainerin trainieren? Vielleicht müssen sie einige Situationen aktuell noch managen, oder haben einfach einen schlechten Tag.
Schon eine Weisheit der amerikanischen Ureinwohner besagt: Beurteile nie einen Menschen bevor du nicht mindestens einen halben Mond lang seine Mokassins getragen hast.
6. Beschütze deinen Hund
Oft vergessen wir, dass unsere Hunde in einer von Menschen gemachten Welt leben. Sie begegnen Dingen, die für uns selbstverständlich, für sie aber neu und vielleicht furchteinflößend sind. Wir bringen sie regelmäßig in Situationen, denen sie freiwillig aussetzen würden. Es ist wichtig zu erkennen, wann ein Hund sich unsicher fühlt und unsere Unterstützung braucht. In besonderem Maße trifft das zu, wenn unser Hund von anderen Hunden oder Menschen bedrängt wird. Denn nicht jeder Hund möchte Hans, Franz und Waldi „Hallo“ sagen. Vor allem nicht, wenn Hans ihm von oben auf den Kopf patscht, Franz ihn in seinem Körbchen beim Schlafen bedrängt und Waldi überhaupt nicht nett „Hallo“ sagen, sondern viel lieber sein Ego an unserem Hund aufpolieren möchte. Hier sollten wir unseren Hund beschützen, indem wir ihn aus diesen Situationen herausholen und gegebenenfalls auch mal den ein oder anderen „Hallo“-Sager rechtzeitig abwehren. Dies kann schon mal zu Konflikten führen. Mit Familie, Besuchern, oder auch wildfremden Menschen auf der Straße. Aber mit dem Einzug eines Hundes übernehmen wir die Verantwortung daür zu sorgen, dass es unserem neuen Gefährten an unserer Seite gut geht und er sich sicher fühlt. Tun wir das nicht gehen wir das Risiko ein, dass unser Hund irgendwann zu dem Schluss kommt, dass er scheinbar selbst für seine Interessen und seine Sicherheit eintreten muss. Und das tut er in der Regel durch Verhaltensweisen, die uns ncht gefallen.
7. Rüden müssen nicht überall markieren
Zum Glück wird es immer mehr zur Selbstverständlichkeit zumindest in Wohngebieten Hundekot aufzusammeln, um einer zunehmenden Verschmutzung von Straßen und Gehwegen vorzubeugen. Ein anderes Verständnis herrscht leider noch vor, wenn es um das Markieren (meistens) von Rüden geht. Es ist durchaus sehr gut möglich das Markieren zu kontrollieren und an bestimmten Orten zu unterbinden, aber leider sind vollgepinkelte Häuserecken, Autos, Motorradabdeckungen, Bänke usw. eher die Regel als die Ausnahme. Das ist nicht nur ekelig für Menschen, die diese Gegenstände anschließend nutzen möchten, sondern schmälert gegebenenfalls sogar ihren Wert und ich verstehe jeden, der darüber ärgert.
Es gibt sogar Hundetrainer:innen die davon ausgehen, dass territorial motivierte Aggression zwischen Rüden gefördert wird, wenn diese in der Nähe ihres Zuhauses ständig im gleichen „Revier“ oder sogar am Gartenzaun des Kontrahenten markieren. Da Hunde über ihren Urin miteinander kommunizieren und sowohl Wölfe, als auch Wildhunde ihre jeweiligen Reviere u.a. mit Urin markieren und so dessen Grenzen abstecken, ergibt diese Überlegung für mich erstmal Sinn. Allerdings habe ich bis auf einen kurzen Hinweis in einem Stichwortkatalog der Bundestierärztekammer hierzu bisher keine belastbaren Belege finden können.
8. Bitte keine Diskriminierung
Man könnte meinen, Altersdiskriminierung, Ableismus (Behindertenfeindlichkeit), Rassismus und Sexismus seien Probleme der „Menschenwelt“. Leider ist das nicht so. Im Gegenteil machen wir damit auch bei Hunden keinen Halt:
Hunde bestimmter Rassen dürfen keinen Kontakt zu Hunden haben weil, laut deren Besitzer:innen ,„Rottweiler alle bissig sind“. Andere Hunde werden in Hundeschulen nicht aufgenommen, weil „man einen Shiba Inu nicht erzieht“. Besitzer:innen alter, kranker, oder behinderter Hunde wird gesagt, sie sollten mit ihren Hunden in bestimmten Gebieten gefälligst nicht spazieren gehen, wenn nicht gewünscht ist, dass der betroffene Hund von der pubertierenden Dogge umgerannt wird. Das alles klingt gemein? Ist es auch. Denn alle diese Hunde haben die gleichen Rechte auf positive Sozialkontakte, Erziehung und Schutz wie jeder andere auch.
Völlig absurd wird es jedoch, beschäftigt man sich mit dem Thema „Sexismus in der Hundewelt“.
Hündinnen die, gerade läufig oder nicht, von anderen Hunden belästigt werden wird erstaunlich häufig unterstellt „zickig“ zu sein, wenn sie sich zur Wehr setzen. Dass der Rüde jedoch unfassbar penetrant war und einfach nicht locker gelassen hat sehen die Wenigsten. Er ist doch so nett und charmant… Abgesehen davon, dass wir das Wort „zickig“ ebenso wenig für Rüden wie für die männlichen Vertreter unserer eigenen Art nutzen würden.
Wird die Hündin dann läufig müssen Besitzer:innen sich ebenfalls oft den Vorwurf anhören warum sie denn ausgerechnet „hier und jetzt“ spazieren gehen müssten. Schließlich sei der Rüde dann zu Recht außer Rand und Band. Nein liebe Rüdenbesitzer:innen! Den Zahn muss ich euch leider ziehen. Auch läufige Hündinnen und ihre Besitzer:innen haben das Recht auf eine schöne Runde in der Sonne. Und es ist eure Aufgabe eure Rüden so zu erziehen, dass sie nicht zur läufigen Hündin rennen und sie belästigen. Oder Alternativ könnt ihr euren Casanova auch einfach anleinen. Genau wie die Besitzer:innen der Hündinnen sicherlich dafür Sorge tragen werden, dass ihre Hündinnen den „Herren“ nicht dauernd ihren Popo ins Gesicht drücken.
9. Bitte nicht füttern!
Du triffst beim Spaziergang einen fremden Hund den du total niedlich findet? Super! Über ein entsprechendes Kompliment freut sich der dazugehörige Mensch bestimmt. Was du bitte nicht tun solltest: Den Hund ansprechen, anschnalzen, oder zu dir locken. Rechne immer damit, dass du deinem Gegenüber damit das Training gerade sehr schwer machst.
Und bitte (!!!): Selbst, wenn ihr euch geeinigt habt die Hunde laufen zu lassen und der fremde Hund Kontakt zu dir aufnimmt: Gib ihm nicht unabgesprochen Leckerlies! Zum Einen kann es sein, dass der Hund dann anfängt, ihm fremde Menschen zu belästigen, was sehr ärgerlich für das Training sein kann. Zum Anderen weißt du aber auch nicht, ob der fremde Hund gegebenenfalls eine Futterallergie hat. In solchen Fällen kann schon ein falsches Leckerlie schlimme Folgen für den Hund haben.
10. Bleib auf den Wegen!
Egal, ob in der Brut- und Setzzeit, oder nicht: Es gibt keinen Grund, Hunde durchs Unterholz, oder über Felder streifen zu lassen. Dort stören sie nicht nur das Wild, sondern zerstören auch die Saat und sind schneller außer Sicht beziehungsweise außerhalb des Radius in dem sie von uns noch gut kontrollier- und abrufbar sind. Für die Orientierung und das gemeinsame Spazierengehen ist es außerdem viel schöner, wenn alle auf den gleichen Wegen unterwegs sind.
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