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  • AutorenbildFranziska Rückeshäuser

Der perfekte Hund

Aktualisiert: 21. Apr.

Man trifft ihn meistens in Welpengruppen, oder auf Social Media: Den perfekten Hund. Er kann schon zwei Wochen nach seinem Einzug ins neue Zuhause alle wichtigen Kommandos (inklusive Pfötchen geben natürlich), entfernt sich nie weit von seinem Menschen und ist super lieb zu allem und jedem. Er hat quasi „Hund sein“ ausgelernt - Babybello mit Meisterbrief.


So einen wünschen sich Neuhundehalter:innen natürlich auch oft. Denn mit so einem kann ja nichts mehr schief gehen. Und dann muss man auch keine Angst vor einer negativen Bewertung der eigenen Erziehungskompetenz haben. Denn heutzutage wird von außen ja alles gern bewertet, nicht wahr? Das „Problem“? Der Schein trügt. Dass die Welt auf Social Media eine Scheinwelt ist, ist nun wahrlich kein Geheimnis. Eins von 100 Bildern wird ausgewählt, gefiltert und eine schöne Geschichte dazu geschrieben. Wahrheitsgehalt? Ungewiss. Geschichten übers Scheitern und Schwierigkeiten? Gibt es. Aber eben selten. Und auch die Welpis in den Welpengruppen, die zuhause schon Sitz, Platz, Pfötchen und 20 andere Signale ausführen können sind noch lange nicht fertig mit ihrer Entwicklung. Bis ein Signal zu 100% sitzt, muss es etwa 1000-3000x an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Ablenkungen ausgeführt werden. Das bedeutet, Welpen haben vielleicht ein Verständnis davon, was Sitz zuhause heißt. Ob sie es im Wald können ist jedoch eine ganz andere Frage. Darüber hinaus ist die Aufnahmefähigkeit von Hunden (genau wie die von Menschen übrigens) begrenzt. Das bedeutet, mehr als ein oder zwei Dinge gleichzeitig lassen sich ohnehin nur schwer vernünftig trainieren. Mal ganz davon abgesehen, dass gerade Welpen mit schlafen, dem Erlernen der Regeln in der Familie und der Gewöhnung an Umweltreize über Wochen völlig ausgelastet sind. Kommen dann noch Tricks dazu, führt das eher zu einer Überforderung der kleinen Hundehirne.


Und nach der Welpenzeit? Ja dann kommt ja auch noch die Pubertät. Und die dauert (je nach Rasse) bis der Hund 1,5 oder sogar 3 Jahre alt ist. In dieser Zeit wird der Hund den Menschen in Frage stellen, eigene Entscheidungen treffen wollen, seinen Umgang mit anderen Hunden (nicht immer in unserem Sinn) überdenken und nicht selten auch ein Jagdverhalten entwickeln. Und zu allem Überfluss ist das Gehirn so sehr im Umbau, dass an manchen Tagen altbekannte Dinge scheinbar vergessen und neue Dinge nur schwer umgesetzt werden können.


Führt man sich das alles vor Augen wird einem zwangsläufig sehr deutlich, dass der Anspruch vom perfekt erzogenen (Jung-)Hund ein Trugbild sein muss. Daher sollten wir uns was das betrifft deutlich weniger Druck machen und uns stattdessen Zeit lassen. Nicht umsonst fordert Michael Grewe (Gründer der ersten Ausbildungsstätte für Hundetrainer:innen „Canis“): „Warum wollen wir alle sofort den perfekten Hund? Warum lassen wir uns und unseren Hunden nicht drei bis vier Jahre Zeit bis wir sagen können `Jetzt läuft es wirklich gut´?“


Und selbst nach diesen drei bis vier Jahren im Leben eines Hundes werden wir vielleicht noch kleine (und große) Ecken und Kanten an ihm entdecken, an denen wir noch arbeiten möchten. Das ist völlig normal. Welcher Mensch ist denn nach der Pubertät perfekt? Wir alle entwickeln uns ein Leben lang weiter und lernen immer mehr dazu.


Also: Eile mit Weile und eine Aufgabe nach der anderen! Dran bleiben lautet die Devise. Dann ist die Wahrscheinlichkeit für ein langes, harmonisches Zusammenleben sehr sehr hoch. Du weißt nicht, wie du bestimmte Dinge mit deinem Hund am besten angehen sollst? Dann melde dich bei uns. Wir begleiten euch gern auf eurem gemeinsamen Weg!

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